J: Ja, also ich stelle mich vor, ich heiße … äh, und dabei wollte ich französisch sprechen … Ich heiße Julika, Julika Neuweiler, ich bin 38 Jahre alt. Ich wohne seit 2018 in Erlangen, aber ich habe vor einiger Zeit schon für kurze Zeit in Erlangen gelebt.
E: Gut, gut.
J: Und ich arbeite also im deutsch-französischen Institut. Ich kümmere mich um das Kulturprogramm, die Mediathek, aber begleite auch die Praktikant*innen, die Freiwilligen, die hier sind. Ursprünglich komme ich aus Tübingen. Ich weiß nicht, ob Sie das kennen. Das ist nicht weit von Stuttgart.
E: Nein, ich kenne vor allem Bayern, Hamburg, Dresden, …
J: Gut, also Tübingen ist im Süd-Westen von Deutschland. Das ist meine Geburtsstadt und dort bin ich aufgewachsen. Dann habe ich schon als ich in der 9. Klasse war, ein Trimester in Frankreich verbracht. In Lyon. Ich war also ein Trimester lang in einem Internat in Lyon, um die Sprache zu lernen. Anschließend habe ich mein Abitur in Deutschland gemacht und bin danach viel umgezogen. Ich habe ein Jahr in Lille verbracht, in Nordfrankreich. Das war ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Freiwilligendienst. Dann habe ich hier in Erlangen studiert, Französisch und Kunstgeschichte, aber um anschließend mit einem deutsch-französischen Studium weiter zu machen, aber in Saarbrücken, Metz und Luxemburg. Und dann war ich in Norddeutschland, dort habe ich im Outdoortourismus gearbeitet. Ich habe in einem Bahnwaggon gewohnt. Das war ein bisschen abenteuerlich. Ich habe dort meinen Partner getroffen, mit dem ich jetzt seit über zehn Jahren zusammen bin. Wir sind noch in die Gegend von Stuttgart gezogen. Ich habe ein bisschen mit Jugendlichen gearbeitet und habe viele deutsch-französische Austausche begleitet. Und jetzt bin ich nach Erlangen zurückgekehrt, 2018. Und sonst, die letzte Neuigkeit ist, dass wir ganz, ganz bald ein kleines Mädchen bei uns aufnehmen…
E: Glückwunsch!
J: Sie ist jetzt zwei Jahre und wenige Monate alt. Ansonsten mag ich Sprachen. Vor allem Französisch, das ist für mich am einfachsten. Ich mag auch gerne … Ich habe sehr lange in Chören gesungen. Seit meiner Ankunft in Erlangen habe ich mich noch nicht darum gekümmert. Ansonsten mag ich alles gerne, was mit Malen, Basteln, Kunst und so weiter zu tun hat. Soviel erstmal zu mir!
E: Sehr gut… Das ist gut, danke. Was mich betrifft, ich heiße Emmanuel Berjot, ich bin 75 Jahre alt. Ich bin jetzt im Ruhestand und ich habe als Architekt in der Nähe von Rennes gearbeitet. In einer kleinen Stadt namens Avranches in der Normandie, in der Nähe des Mont-Saint-Michel. Als ich in Rente gegangen bin, sind wir hier nach Rennes gezogen, wo es uns sehr gut gefällt. Ich habe in Lyon studiert (lacht), sowohl die zweite Sekundarstufe als auch für mein Architekturstudium. Ich habe den Beruf etwas mehr als 40 Jahre lang ausgeübt. Und jetzt bin ich im Ruhestand und ich bin aktiv in einigen Clubs und Vereinen. Ich mag die Berge, gehe gern wandern, ich zeichne auch gerne und höre gerne Musik. Und wir haben drei Kinder und vier Enkelkinder.
J: Sind die auch in Rennes?
E: Nein, nein. Sie sind nicht in Rennes. Unser ältester Sohn wohnt in Bairut, im Libanon und arbeitet bei Air-France. Es ist sehr schwierig für ihn im Moment…
J: Ja, das kann ich mir vorstellen… Ein schönes Land, der Libanon, aber zurzeit …
E: Ja, wir sind ihn schon drei Mal dort besuchen gegangen und auch um den Libanon zu besichtigen. Und wir werden zwischen Weihnachten und Neujahr wieder dorthin zurückkehren. Unser zweiter Sohn, Frédéric, wohnt in der Nähe von Paris. Er hat zwei Kinder. Und unsere Tochter, Amélie, lebt und arbeitet in Lorient in der Bretagne.
J: Ich selbst war noch nie im Libanon, aber meine beste Freundin, als ich klein war… ihr Vater war Libanese. Sie hat also auch arabisch gesprochen. Sie war zweisprachig und sie ist jedes Jahr im Sommer nach Beirut geflogen, um die Familie zu besuchen. Aber leider war ich nie dort.
E: Also was die Demokratie betrifft, gibt es gerade im Libanon riesige Probleme. Wirklich beträchtliche Probleme, die vor allem mit der Korruption zusammenhängen. Alle Libanesen, die wir getroffen haben, sind sehr unzufrieden. Sie sind voller Wut gegen ihre Politiker, die allesamt korrupt sind. Der neue Präsident eingeschlossen, wie es scheint…
J: Ja… das ist ein großes Problem. Aber das ist auch eines in Deutschland, finde ich… Also das ist überall ein politisches Problem. Sollen wir ein bisschen deutsch sprechen oder lieber französisch?
E: Vielleicht… ich kann es ein bisschen versuchen.
J: Weil, Sie lernen jetzt deutsch in CEFA? Machen Sie einen Deutschkurs im CEFA?
E: Ja. Ja. Seit vier Jahren
J: Oh okay! Und warum? Was interessiert Sie an Deutschland oder der deutschen Sprache?
E: Als ich ein Kind war, lernte ich nur Englisch und Latein und Griechisch. Ich wollte eine andere Sprache lernen. Ich mag Deutsch. Ich mag Deutschland.
J: Ja, das ist eine gute Idee. Aber es ist auch nicht die leichtete Sprache.
E: Hmm ja!
J: Es ist ein bisschen schwierig, Deutsch zu lernen.
E: Ja, ein bisschen. (lacht)
J: Ich hatte gesehen, wir haben schon eine Gemeinsamkeit, denke ich. Eine relative banale Gemeinsamkeit aber trotzdem. Das ist Schokolade! Ich liiiiiiiebe Schokolade. Aber ich habe nicht geschrieben …Ich glaube, wenn ich nur Schokolade esse, das wird ein bisschen schwierig, deswegen habe ich Salat geschrieben, aber Schokolade geht bei mir sehr, sehr gut.
E: Nur ein bisschen natürlich! (lacht)
J: Naja, bei mir… Ich esse auch gerne viele Schokolade und das ist dann ein Problem (lacht). Uns ich zeichne auch sehr gerne! Ich habe in Esslingen gewohnt, bei Stuttgart, bevor ich nach Erlangen gekommen bin und habe dort mit einer Freundin zusammen Illustration gemacht. Für verschiedene Sachen, aber vor allem für Verpackung auch von Schokolade.
E: Ich esse Schokolade nach dem Kaffee! (lacht)
J: Ja und sie hatten geschrieben „Das Leben ist wie ein Fahrrad“, fahren Sie auch im Alltag Fahrrad?
E: Ja, ja … Moutainbike und auch Fahrrad in der Stadt, ja…
J: Waren Sie schon in Erlangen?
E: In Erlangen? Nein, noch nicht. Nein, ich habe Freunde in Leipzig.
J: Okay, das ist auch eine sehr schöne Stadt.
E: Ja!
J: Ja, weil, in Erlangen fahren viele Leuten sehr viel Fahrrad. Also ich zum Beispiel, fahre nur mit dem Fahrrad jeden Tag. Das ist viel einfacher als mit dem Auto in der Stadt.
E: C’est l’avenir ! Zukunft (lacht)
J: Ich denke auch … Also Fahrrad fahren … Ich fahre im Alltag sehr viel Fahrrad. Ich habe noch eine Frage zum Libanon … wenn ihr Sohn dort ist, spricht er Französisch oder hat er auch arabisch gelernt?
E: Nein, nur Englisch.
J: Oh, ich dachte Französisch.
E: Ja, im Libanon sprechen Menschen beides, Arabisch und Französisch. Aber bei der Arbeit spricht er nur Englisch…schade …(lacht)
J: Ich würde gerne, wenn ich Zeit hätte, würde ich Arabisch lernen.
E: Es ist sehr schwierig! Mein Vater lernte viele Sprachen …Er war Schmetterlingssammler und er hatte Korrespondenten in der ganzen Welt, er lernte Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch auch und Serbisch…. Serbo-kroatisch.
J: Ja, das ist sehr interessant! Meine Eltern haben beide Französisch unterrichtet, sie waren beide Französisch- und Englischlehrer…Ja … Ich habe… Ich kein leider kein Arabisch aber ich habe ein Lied gelernt. Es gibt libanesisches Lied und ich habe Freunde aus Syrien, sie haben das immer gesungen und dann habe ich gedacht „ok, ich versuche dieses Lied zu lernen“. Damit, wenn ich arabischen Menschen treffen, kann ich sagen „Ich kann eure Sprache nicht aber wir können zusammen singen“.
E: Hmm hmm sehr gut! Mein Vater hat auch versucht Arabisch zu lernen. Aber er hat letzten Endes aufgegeben. Es war am Ende seines Lebens und es war wirklich schwierig…
J: Mein Vater versucht im Moment polnisch zu lernen und das ist auch sehr schwierig, auch weil er jetzt 82 Jahre alt ist und das ist ein bisschen schwierig. Aber er interessiert sich auch… er hat Italienisch bisschen gelernt und jetzt lernt er Polnisch … Beide haben wir sprachinteressierte Väter. Weil… außerdem… Bei Ihrem Vater, sein Interesse für Schmetterling, hat das angefangen, als er jung war?
E: Ja, er war sehr jung. Er hat mit dreizehn Jahren angefangen! Und so hat er sein ganzes Leben lang Schmetterlinge gesammelt. Er hat also auch Schmetterlinge aufgezogen. Als wir sehr klein waren, haben wir Raupen aufgezogen, um ihre Verwandlungen zu sehen. Die Raupen werden zu Kokons und die werden zu Chrysaliden und dann werden es Schmetterlinge…
J: Hat er das als Beruf gemacht?
E: Nein, nein. Er war Chemiker.
J: Ah, okay. Das ist interessant! Vor allem, weil der internationale Austausch damals noch wesentlich schwieriger war… Ich gehe davon aus, dass sie sich geschrieben und Briefe geschickt haben…
E: Ja, er hat in Jugoslawien gearbeitet, vor dem Jugoslawienkrieg. Er hatte Kontakt zu jugoslawischen Ingenieuren mit denen er gearbeitet hat. In Skopje, dort wo es ein Erdbeben gab. Er hat sich also gut mit den Menschen verstanden. Vor allem mit einem Kroaten, mit dem er lange Kontakt gehalten hat. Und so hat er serbokroatisch gelernt.
J: Interessant! Ich war in Serbien. Einmal zu einer Konferenz. Und ein zweites Mal um zur Grenze zu gehen. Das war 2014/15, an der Grenze, um Geflüchteten zu helfen…
E: Als humanitärer Einsatz? Das ist gut!
J: Das war mit Freunden. Wir haben das in unserem Urlaub gemacht…
E: Oh ja. Nach dem Krieg, natürlich, ja…
J: Nein, das war 2014, das waren Geflüchtete aus… vor allem Syrer. Es war Winter und sie sind zu Fuß über die Grenze gekommen, im Schneesturm. Aber ja. Das ist eine interessante Ecke. Nicht ohne Konflikte. Wir waren an der Grenze zwischen Serbien und Mazedonien und haben dort im Winter zehn Tage verbracht.
E: Ich kenne Kroatien gut. Wir sind mehrere Jahre lang in den Ferien nach Kroatien gefahren. Eben weil mein Vater einen Kroaten kannte. Er hat uns Kroatien gezeigt. Das ist ein wunderbares Land. Wir waren dort mindestens zehn Mal im Urlaub, glaube ich. Übrigens gibt es viele Deutsche in Kroatien!
J: Ich habe noch nie wirklich meinen Urlaub in Kroatien verbracht. Ich war also in Serbien. Einmal in Belgrad und einmal an der Grenze. Aber ich weiß, das viele Deutsche gerne dorthin reisen. Und Sie reisen gerne, weil Sie ja auch in Peru waren?
E: Ja, weil: meine Schwägerin wohnt in Lima.
J: Oh! Eine sehr internationale Familie!
E: Ja, die Schwester von meiner Frau ist dort. Und wir haben Peru drei Mal besichtigt. Das erste Mal 1978. Das ist schon sehr lange her.
J: Oooh, das waren noch andere Zeiten. Ich reise auch sehr gerne aber jetzt schon wegen Covid seit langem nicht. Aber ich war noch nie im Südamerika. Aber ich war in den Bergen, ich war in Nepal. Ich habe eine Freundin, sie ist Französin und sie hat ein Nepalesen geheiratet.
E: Oooh, meine Tochter war auch drei Mal in Nepal.
J: Ja, also Nepal war eine sehr, sehr schöne Reise. Auch weil… ich war ja dort nicht so als Touristin, sondern für die Hochzeit. Das ist dann nochmal eine andere Atmosphäre, weil wir mit den Nepalern zusammen waren
E: Und Amélie war in einem Orphelinat/Waisenhaus und ein anderes Mal ist sie Fahrrad gefahren von Rennes nach Vietnam
J: Wie lange ist sie gefahren?
E: 20 000 km!
J: Wow! Und wie lange hat es gedauert? Wie viel Zeit?
E: Elf Monate!
J: Okay, fast ein Jahr, elf Monate
E: Für ein Sabbat-Jahr.
J: Ja, also eine Familie von Abenteuern! Das sind Abenteurer in Ihrer Familie! Ähm… unsere 20 Minuten sind um.
E: Ah? Das geht schnell! Ja.
J: Ja, 20 Minuten sind schnell …
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