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AutorenbildTête à Tête

Podcast 4


G: Kannst du anfangen, Brigitte? Auf Deutsch?

B: Also, Bonjour, Guten Tag, grüß dich! Nett, dich kennenzulernen. Ich komme aus Rennes, war öfters in Erlangen, weil ich Stellvertreterin vom Partnerschaftskomitee Rennes-Erlangen war, ein paar Jahre lang. Und ich komme mit Freude nach Erlangen. Erlangen ist eine schöne Stadt, und die gefällt mir. Ich war auch bei „Tausend Jahre Erlangen“, da habe ich ein Kirschenbaum bekommen und jetzt ist es inzwischen 20 Jahre her, ist es schon groß geworden, der Kirschbaum, und steht noch in meinem Garten! (lacht) Naja, sonst bin ich im Ruhestand, bin 62 Jahre alt und bin sehr aktiv in verschiedenen Vereinen. Ich genieße das Leben! Vorher war ich Lehrerin und lange im Ausland, 9 Jahren im Ausland. 4 Jahren im Wien, in einer französischen Botschaft gearbeitet, als „attachée linguistique“. Und dann wieder Deutschlehrerin und auch für den Verein „Jeunes à travers le monde“ gearbeitet, und wir schicken viele Leute nach Deutschland, leider noch nicht nach Erlangen, aber es wird schon kommen. Und das mache ich freiwillig natürlich. Ich habe zwei Söhne, sie heißen Johann und Victor, 26 Jahre alt der erste, und der zweite, 21 Jahre alt. Beide arbeiten, sie haben keine Kinder. Naja, ist auch gut so. So habe ich Zeit für mich. Ich bin natürlich sehr aktiv in sozialen Bereich, mit „système d’échange local“, das heißt so die Tauschbörse auf Deutsch. Leute, die Dinge austauschen, ohne Geld. Und bin vor kurzem gewählt worden, für die Ökologie, in Rennes, in meinem Kanton. Für die Kreiswahlen, jetzt im Juni, für die Grünen!

G: Für die Grünen! Ja, Gut!

B: Grün und Links engagiert! (Lachen) Für das Klima, und Frauen. Auch sehr aktiv für Frauenrechte.

G: Für Frauen, ja natürlich!

B: So, jetzt habe ich genug gesprochen, jetzt bist du dran.

G: Wenn ich rekapituliere, dann haben wir ja schon relativ viel gemeinsam. Also ich bin auch Lehrerin gewesen für Französisch und evangelische Theologie am Gymnasium. Ich habe ein Jahr im Wien studiert.

B: Ach so!

G: Und bin dann 20 Jahre lang jedes Jahr ein mal ein paar Tage nach Wien gefahren, weil mir das so gut gefallen hat. Ich habe auch zwei Kinder: eine Tochter, sie ist 31 und einen Sohn, er ist 34. Er hat zwei Kinder, wohnt hier in Erlangen. Sie sind zwei und fünf Jahre alt. Ich bin 65 und seit letztem Jahr in Rente, also jetzt habe ich ein Jahr die Rente …

B: Willkommen im Club! (lacht)

G: Willkommen im Club, und ich finde es toll, ich möchte es machen wie du: ich genieße, ich meine mit Corona musste man sich jetzt ein bisschen einschränken. Aber ich bin auch sozial engagiert: ich kümmere mich um zwei ältere Damen, die hier alleine sind in Erlangen, und keine Kinder und Niemanden haben. Und da komme ich mit meinen Enkeln sie besuchen, und da haben sie Freude, sie zu sehen, oder sie kommen zu mir zum Kaffee. Und ich habe eine Freundin, die in Rollstuhl sitzt, sie wohnt in Nürnberg und mit ihr machen wir auch relativ viel, da es ihr immer schlechter geht. Und wir haben bei uns um die Ecke ein Kleider-Café wo Leute ihre Sache hinbringen und dann wird es günstig verkauft. Da biete ich mich auch an, wenn sie jemanden brauchen, dass ich dort im Café also praktisch arbeite. Wir sind eine sehr frankophile Familie, mein Sohn hat in Paris ein Jahr ein Praktikum gemacht und in Rennes zwei Jahre studiert. Meine Tochter war ein Jahr mit Erasmus in Aix-Marseille an der Uni.

B: Was hat dein Sohn studiert? Welche Fächer?

G: Er hat internationales Management studiert.

B: Ach! Genau das was die Léa studiert! Sie ist die französische Studentin, die bei mir ist. Sie macht einen Master in deutsch-französischem Management. Ein Teil ihres Studiums hat sie in Augsburg abgelegt. Sie ist in Rennes, Rennes-Augsburg es ist ein Erasmus Projekt.

G: Ach, nicht Rennes! Quatsch! Mein Sohn war nicht im Rennes, er war im Reims.

B: Ach, im Reims, Entschuldigung.

G: Ja, er hat in Reutlingen in Deutschland studiert und sie hatten eine Partnerschaft mit Reims und die mussten immer studieren und ein Praktikum machen, und dazwischen mussten die sich sozial engagieren. So hat er zwei Mal eine Radtour nach Frankreich und nach England organisiert. Einmal für eine Schule in Nigeria und einmal für eine Mädchenschule in Indien. Und sie haben viel Geld eingenommen.

B: Also ich habe nicht ganz verstanden, was du unterrichtet hast. Französisch und evangelische Theologie?

G: Evangelische Religion, genau. Also ich habe praktisch evangelische Theologie studiert, was für die Franzosen sehr ungewöhnlich ist.

B: Ja, aber finde ich sehr interessant, also …

G: Aber, ich halte dieses Fach… man singt und betet ja gar nicht, sondern man bespricht ganz viele Probleme, die es gibt. Ich halte es für sehr wichtig und ich habe es auch sehr gerne gemacht, muss ich sagen.

B: Es ist eine Art Philosophie.

G: Eine Art Philosophie, genau. Ja, man hatte eine tolle Verbindung zu den Schülern dann immer gehabt. Und ich war natürlich oft mit Schülern zum Schüleraustausch in Frankreich, Lyon, Montpellier, …

B: Und warum nicht Rennes?

G: Weil ich in Nürnberg gearbeitet habe. Also dort entspricht es nicht der Partnerstadt. Nürnberg hat Nizza aber mit Nizza haben wir es nie geschafft eine Schule zu finden. Allerdings war ich fünf Jahre in Panier-sur-Mer, also mit einem Austausch.

B: Nicht schlecht! (Lachen) Aber Damgan ist auch sehr schön in der Bretagne!

G: Ja, also wir kennen die ganze Bretagne. Wir waren eigentlich überall, von … angefangen von der Südbretagne bis über die Normandie hoch, bis Belgien. Also wir haben jedes Jahr oft zweimal Urlaub in Frankreich gemacht.

B: In Ferienhaus oder Camping?

G: Ferienhaus, und auch schon Mobilhome. In der Nähe von Mont St Michel waren wir im Mobilhome, in der Normandie Mobilhome, also das ist auch toll.

B: Ja, toll! Und auf deinem Steckbrief sprichst du von la Réunion, warst du schon mal dort?

G: Ja, ich war, ich habe, als ich 60 Jahre alt wurde habe ich ein Sabbatjahr genommen und bin sechs Wochen nach La Réunion gefahren, weil das habe ich so oft im Unterricht unterrichtet und ich wollte unbedingt diese Insel kennenlernen. Und ich war ganz begeistert, weil dort, … weil du hast ja auch geschrieben „ein Zusammenleben mit der Diversität“, ich habe das eigentlich im La Réunion erlebt. Weil dort, ja die Inder, die Afrikaner, die aus Madagaskar, …

B: Sehr multikulti.

G: Ja, und wir waren in November da und dann war ich auf dem „cimetière des marins“, und da war ein ältere Inder, der da herumgelaufen ist, und dann habe ich mir gedacht, ich muss ihm mal ansprechen und habe ihm gesagt „Was machen Sie denn auf einem katholischen Friedhof?“ und dann hat er zu mir gesagt „Ich lebe schon so lange auf La Réunion. Ich bin zwar Buddhist, aber ich feiere alle Feste der anderen Religionen mit. Da war Allerheiligen, la „Toussaint“ de gehe ich auf dem Friedhof bei den Katholiken und ich feiere mit den Muslimen mit.“ Und es hat mich wirklich stark beeindruckt. Er sagt, wenn wir zusammen leben wollen können wir auch zusammen feiern, auch was die Religion betrifft. Da gibt es bei uns in Nürnberg sogar an der Uni einen Lehrstuhl für interreligiösen Dialog und es gibt ganz viele Veranstaltungen. Und ich war auch fünf Mal mit Schülern in Israel, um die Verständigung mit den Juden zu fördern, weil es einfach wichtig ist, dass wir, ja dieses Zusammenleben fördern. Und meine letzte Schule an der ich war, das war auch eine Multikulti-Schule, da waren 80% Schüler mit Migrationshintergrund. Also dort konnten wir auch versuchen, dass die Schüler aus verschiedenen Kulturbereichen gut zusammenleben, sich verständigen und so weiter. Also das hat sehr viel Spaß gemacht, muss ich sagen.

B: Und hat es gut geklappt?

G: Es gab auch Probleme, ja, aber in der Regel hat es gut geklappt. Und es hat auch mit den jüdischen Partnern, die zu uns kamen gut geklappt. Also die Kinder finde ich, sie verstehen sich eher ohne Vorurteile, als wie die Erwachsenen. Also sie können miteinander… sie haben dieselben Interessen oft was Musik, Mode und was weiß ich alles betrifft. Und dann haben sie sofort gemeinsamen Punkte. Erwachsene tun sich schwerer.

B: Mhm, und wann kommst du nächstes Mal in die Bretagne?

G: Wenn es geht nächstes Jahr. Dieses Jahr waren wir jetzt mal nicht in Frankreich wir waren mit meinem Sohn und seiner Familie in Kroatien, aber Frankreich fehlt mir sehr. Ich bin es einfach gewohnt, immer zwei oder vier Wochen im Jahr in Frankreich zu verbringen.

B: Du kannst mich mal besuchen!

G: Da besuche ich dich, natürlich! Du bist natürlich auch bei mir in Erlangen herzlich willkommen.

B: Volontiers, volontiers. Ich nehme mir vor jetzt, weißt du, mit dem Covid war ich sehr frustriert, wir konnten nicht reisen, und ich habe vor in Dezember eine Deutschlandreise zu machen. Ja, gut, dann sprechen wir jetzt Französisch. (lacht)

G: Ja, sprechen wir Französisch. Wir können auf Französisch weiter machen.

B: Gut, super. Was auch interessant ist: „Was bedeutet die deutsch-französische Freundschaft für dich?“ Warum hast du dich für Französisch entschieden? War Französisch deine erste Fremdsprache?

G: Nein, nein. Überhaupt nicht. Ich hatte Französisch als dritte Fremdsprache. Mit Latein, dann habe ich Englisch gelernt, danach ein bisschen Griechisch und danach Französisch. Und Französisch hat mir dann auch am besten gefallen in der Schule. Deshalb habe ich mich später für ein Französisch-Studium entschieden.

B: Bist du in Erlangen geboren?

G: Nein, nein. Meine Familie wohnt eine Stunde südlich von Erlangen, Richtung Augsburg. Ich komme aus einer seiner sehr großen Familie: Wir sind sechs Kinder: drei Jungen und drei Mädchen. Drei Mädchen, und ich war die einzige, die studiert hat. Und danach habe ich ein Jahr lang in Wien studiert, ein Jahr in Nizza. Danach bin ich hierher zurückgekommen und habe meinen Mann kennen gelernt, der natürlich bei Siemens gearbeitet hat. Und so sind wir seit 1983 in Erlangen geblieben.

B: Okay. Und hast du an Austauschen mit Rennes teilgenommen?

G: Nein, nicht mit Rennes. Ich habe an keinen Austauschen teilgenommen, aber ich bin jedesmal dazugekommen, wenn Leute aus Rennes gerade in Erlangen waren.

B: Dann müsstest du mich eigentlich getroffen haben, weil ich Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses war. Und wir sind zur Veranstaltung « Blaue Nacht » gekommen. Eine Veranstaltung, in der es um die Herausforderungen des Internets ging.

G: Also, ich denke, wir sind uns sicherlich über den Weg gelaufen. (lacht) Das ist lustig.

B: Oh ja. Sicherlich! Die Welt ist klein. Und bist du politisch engagiert?

G: Ich bin nicht sehr politisch engagiert. Durch alles was ich mache, bin ich sehr beschäftigt. Zusätzlich kümmere ich mich um meine Mutter, die stark dement ist. Ich gehe dort alle zehn Tage hin, um sie für einen Tag zu mir zu holen. Sie wohnt bei meinem Bruder. Aber um es ihm etwas leichter zu machen, mache ich das. Aber es interessiert mich sehr. Und da haben wir auch etwas gemeinsam, weil ich am Sonntag die Grünen und die SPD wählen werde. (B applaudiert). Ich habe keine Angst vor der Linken! (lacht)

B: Hmm, siehst du, meine Eltern. Das ist der Grund, aus dem ich in der Städtepartnerschaft Rennes-Erlangen weniger aktiv war. Mein Vater ist 2016 krank geworden. Ich habe ihn bis 2018 begleitet. Er ist 2018 mit 85 Jahren gestorben. Meiner Mutter hat das großen Kummer bereitet. Und sie hat mitten in der Pandemie Krebs bekommen. Sie wurde schlecht versorgt und ist 2020 gestorben. Sie hat uns 2020 verlassen. So war ich sechs Jahre lang sehr beschäftigt. Aber ich habe mich auch um meine Kinder gekümmert, die durch den Tod ihrer Großeltern aus der Bahn geworfen wurden. Jetzt geht es langsam besser. Also kümmere ich mich jetzt um mich selbst. Ich beteilige mich auch an einem Projekt zum gemeinschaftlichen Wohnen. Ich werde nächstes Jahr im März mein Haus verkaufen. Wenn du also noch mein Haus in Rennes sehen willst, musst du vorher kommen. (lacht) Und im Februar/März werde ich in einer schönen, ganz neuen Wohnung in Rennes sein, näher am Zentrum, mit Gemeinschaftsgarten, Gemeinschaftsterrasse, weißt du? Wie es das auch in Deutschland gibt. « Wohngemeinschaft », das bedeutet, jeder hat seine Wohnung und es gibt gemeinschaftlich genutzte Zimmer, Terrassen etc…

G: Ja, aber auch da haben wir etwas gemeinsam: Mein Sohn wohnt hier in Erlangen in einem Gemeinschaftsprojekt mit elf Familien in Büchenbach, einem Viertel, in dem viel gebaut wurde. Und er ist vor drei Jahren umgezogen und er ist sehr glücklich dort.

B: Also, ich habe eine kleine Nachricht gesehen, dass das offizielle Gespräch in zwei Minuten endet. Also schlage ich vor, dass… also wir werden später weitersprechen, aber dass wir ein Schlusswort sprechen. Also ich wollte mich bei Rachel Gillio und dem dFi bedanken, für diese schöne Initiative, die Bürger*innen zusammenbringt. Und das ist für mich die wahre Demokratie: Die Demokratie, das sind Initiativen aus der Bevölkerung. Und eine Aktion mit der schönen grünen Farbe, die die Farbe der Hoffnung ist. Und ich lade die Deutschen dazu ein, uns in einer europäischen Umweltbewegung voller Hoffnung und Zukunft für künftige Generationen zu folgen!

G: Ich stimme dir absolut zu! Wie ich gesagt habe: Man muss die Arbeit mit kleinen Schritten beginnen. Dass wir uns kennengelernt haben, ist schon ein kleiner Schritt zu einer besseren Verständigung.

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